Mulis, Touristen und andere störrische Tiere

Der Grand Canyon ist im wesentlichen genau das, was der Name sagt: Eine riesige Schlucht, die sich etwa 277 Meilen (446 km) von Westen nach Osten erstreckt und bis zu 18 Meilen (28 km) von einer Kante zur anderen breit und 1 Meile (knapp 2 km) tief ist. Das ergibt natürlich eine atemberaubende Aussicht: Unsere Unterkunft im “Grand Canyon Village” war nur ca. 20 Meter von der Schluchtkante entfernt, so dass wir bereits am Abend unserer Ankunft unseren ersten “Wow!”-Effekt erleben durften.

Wenn man im Grand Canyon ist, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten, die Umgebung zu erkunden: Entweder man bleibt oberhalb der Kante und wandert diese entlang, oder man steigt die Kante entlang auf gewundenen Pfaden nach unten hinab — muss dann aber irgendwann natürlich umkehren und wieder hinaufsteigen (anstrengend!). Nach unserer ersten (kalten) Übernachtung und der vorher gebuchten Muli-Tour (zu der kommen wir gleich noch) sind wir also zunächst an der Kante (dem “Rim”) entlang gewandert. Dazu hält die kleine und sehr gute Grand-Canyon-Zeitung, die man gratis bei der Einfahrt in den Nationalpark erhält, einige Tourvorschläge in verschiedenen Schwierigkeitsstufen bereit. Wir sind also etwa 5 Kilometer gewandert, dankbarerweise auf asphaltierten Straßen ohne größere Steigungen, und haben dabei viel Fauna, Flora und natürlich Canyon-Ausblick gesehen. In einem Wort: Gigantisch. Das Ding ist unvorstellar groß, und auf Bildern gar nicht einzufangen. Nicht ohne ein gewaltiges Weitwinkelobjektiv. Ganz unten konnte man immer mal wieder den Colorado-River erblicken, der sich durch das Tal schlängelt.

Bevor es aber ans Wandern ging, hatten wir unsere Muli-Tour. Morgens um 8 ging es schon los, und wir mussten zuvor gefühlte 14 Verzichtsvereinbarungen unterschreiben – für den Fall, dass unser Muli stolpert und mit uns in den Canyon plumpst. Unsere Tour war dann aber verhältnismäßig sicher: Nach einer kurzen Einführung in die “Lenkung” und die Benutzung der “Motivatoren” (= Peitschen) ritten wir zwei Stunden lang am Rim entlang, aber immer mindestens zwei Meter von der Kante, also recht gefahrlos. René und sein Muli “Big Mac” hatten zwar anfangs ein paar Probleme, weil er sich über quasi alles Essbare am Wegesrand hermachte (also der Muli, nicht René), aber das gab sich auch nach und nach. Insgesamt war es eine schöne Tour, nach der uns Hintern und Knie gehörig wehtaten, und die ihr Geld vielleicht aber nicht ganz wert war.

Das war also der erste Tag. Eine weitere kalte Nacht folgte (am Grand Canyon geht es auch zu dieser Jahreszeit schon mal auf -6°C runter, obwohl drumherum deutlich höhere Temperaturen herrschen; man darf nicht vergessen, dass das Village auf rund 2.2km Höhe liegt) und dann machten wir uns auf, ein wenig in den Grand Canyon hinunterźusteigen. Auch dort gibt es verschiedene Touren in verschiedenen “Schwierigkeitsgraden” — wir entschieden uns für eine mittlere mit einer Rundlaufzeit (also runter und gleicher Weg wieder rauf) von 2-4 Stunden. Nach etwa einer Stunde waren wir 2,4 km gelaufen und dabei ca. 300 Meter tiefer in den Canyon abgestiegen. Hier waren die Wege schon deutlich … riskanter: Oft lief man tatsächlich nur 30cm von der Kante entfernt auf unbefestigten schmalen Pfaden, während einem womöglich noch andere Wanderer entgegen kamen. Aber wir haben es überlebt. :) Wie wir festgestellt haben, gab es tatsächlich auch eine andere (längere) Muli-Tour, die diesen Weg nimmt. Wir waren froh, dass wir nicht die gebucht hatten…

Dann machten wir uns auf den Rückweg — zum Glück, muss man sagen, denn der Aufstieg war wirklich deutlich beschwerlicher für zwei Untrainierte wie uns. Oft Pausen machen, viel trinken und Salzhaltiges essen, sagten die Empfehlungen. Daran hielten wir uns. Glücklicherweise sind wir an dem Tag schon relativ früh losmarschiert, so dass wir der Mittagssonne entkamen und im Canyon noch reichlich Schatten vorfanden.

Nach diesem Ausflug traten wir denn die Fahrt Richtung Las Vegas an. Doch dazu später mehr.

Eine Antwort auf “Mulis, Touristen und andere störrische Tiere

  1. Frank

    Geburtstag sind immer etwas besonders… So wünsche ich Dir Rene, alles Liebe zu Deinem Wiegenfeste. Du hast für Deinen Geburtstag ein Land voller Abenteuer und Wundersamkeiten gewählt. Statt Geburtstag mit Sahnetorte und Kerzen, Burger und amerikanischen Kaffee; statt Münchner Gediegenheit, amerikanisches Glücksspielmekka.
    Ich wünsche Dir, euch bei allen Erlebnissen auch ein wenig Besinnlichkeit und Gedenken an diesen besonderen Tag. Gedanken an einen besonderen Menschen…Dich Rene.

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