‘Gators

Wenn man nach (Süd)Florida fährt, muss man sich auf jeden Fall die Everglades anschauen, ein riesiges Marsch- und Sumpfland (der Nationalpark, der nur einen kleinen Teil ausmacht, ist ungefähr 3mal so groß wie das Saarland). Es besteht in weiten Teilen aus Gras, Mangroven und Pinien. Dabei steht so ziemlich alles davon unter Wasser, wenn auch nur ein wenig: in der Regel weniger als einen Meter. Das Wasser fließt dabei sehr langsam und gemächlich von Nord nach Süd. Der Mensch hat, wie es sich für ihn gehört, natürlich bereits einen Großteil zerstört, da er zum einen das Wasser wollte, zum anderen aber auch Land trockenlegte, zum Bauen und für Landwirtschaft (das Bevölkerungswachstum ist enorm: während 1950 noch 700.000 Leute im Großraum Miami wohnten, sind es 2010 schon 5,5 Mio.). Momentan versucht man, Teile der Schäden wieder zu beheben, bzw. zu mindestens dafür zu sorgen, dass der Naturraum nicht komplett vor die Hunde geht.

Die Everglades sind ein Lebensraum für viele Vogelarten, Panther, Berglöwen (auch wenns hier keine Berge gibt), und natürlich: Alligatoren.

Die bekannteste Erkundungsart der Everglades ist per Sumpfboot, aber unser Reiseführer riet davon ab, da die Dinger sehr laut sind und man damit die Tiere vor allem verscheucht. Auch pressen die Boote neue unnatürliche Wasserwege in das Gras, wenn sie darüberfahren. Wir nutzten daher zwei Alternativen: Eine Fahrradtour durch das Shark-Valley am ersten Tag, und eine Kajaktour durch die südlichen Everglades am zweiten Tag.

Für die Fahrradtour gibt es im Norden des Nationalparks, im sogenannten Shark-Valley, einen asphaltierten 24 km langen Rundkurs. Während man ihn fährt, sieht man die Vögel links und rechts sich in der Sonne trocknen mit ausgebreiteten Flügeln. Reiher jagen Fische. Schildkröten liegen auf Steinen und sonnen sich. Alligatoren liegen auf der faulen Haut. Ja, die Alligatoren liegen da direkt neben der Straße (einer sogar zum Teil drauf). Das ist schon sehr beeindruckend. Zum Glück sind Alligatoren die besseren Menschen: Ihr größter Wunsch ist das Nichtstun. Außerdem sind ihnen Menschen zu groß. Daher sind sie relativ ungefährlich, wenn man sie nicht gerade ärgert und etwas Vorsicht walten lässt. Und dann haben wir auch noch Babyalligatoren gesehen :). Das war auf jeden Fall eine wunderbare Art, die Everglades zu erleben – und auch so schön ruhig.

Aber wir hatten immer noch nicht genug, daher eine zweite Tour am nächsten Tag: Das Hostel organisiert halbtägige Kajaktouren durch die südlichen Everglades. Da diese morgens um 8 beginnen war das auch der Grund, dort zu übernachten :). Nach einer kurzen Fahrt mit dem Auto setzten wir in einem See ins Wasser ein und schipperten etwas über zwei Stunden durch die (bis auf ein wenig Grillenzirpen extrem stille) Landschaft. Dabei haben wir nochmal sicher 15 Alligatoren gesehen, von denen wir an manche (eher unabsichtlich) extrem nah vorbeikamen – über einen ist André direkt mit seinem Kajak hinweggeglitten, der andere war in einem etwas engeren Wasserlauf irgendwo unter Wasser. Man sah ihn nicht, aber unsere Führerin meinte, es sei besser, jetzt gerade nicht die Paddel zu benutzen, sondern sich still an den Bäumen entlang über ihn hinwegzuziehen… Spannend und unheimlich zugleich. Überhaupt war unser Guide, eine Deutsche, sehr gut informiert, konnte alle Fragen beantworten und war sehr engagiert bei der Sache (nach eigener Aussage dankte sie uns, dass sie wegen uns einen Grund hatte, aufs Wasser zu fahren). Alles in allem eine gute Investition. :)

2 Antworten auf “‘Gators

  1. Britta

    Hallo Ihr, super Bilder und tolle Eindrücke die Ihr niederschreibt, macht Spass zu lesen…Eindrücke, die man sonst nicht so mitbekommt… Ihr seht in der Sonne deutlich entspannter aus :-), der Spass ist Euch anzusehen …die Kajaks sehen ja ziemlich klein und wackelig aus …gut dass die Alligatoren so wenig hungrig sind…viel Spass weiterhin !!!!
    LG Mutti und Frank

  2. Wolfgang

    Tolle Reisebeschreibung und super Bilder. Man könnte meinen, man ist dabei.Die Kajaks sind wirklich sehr klein , besonders im Verhältnis wenn man Rene im Kajak sitzen sieht.Wir wünschen euch noch ein paar schöne Tage und tolle Erlebnisse.

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